Sieben Monate Praktikum in Australien
Der Hinflug war lang ...
Ja, da begann es dann wirklich, das grosse Abenteuer. Es war schon ein merkwürdiges Gefühl, so alleine in ein Flugzeug zu steigen, nur einen, zwar nicht gerade kleinen, aber andererseits doch überschaubaren, Koffer mit dabei und zu wissen, dass man erst in sieben Monaten wieder zu Hause ankommen würde. Ich war zwar schon 29, aber es war für mich trotzdem kein besonders vertrautes Gefühl, so lange von meiner Heimat weg zu sein. Damals konnte ich noch nicht ahnen, dass ich den Punkt erreichen würde, an dem ich eigentlich gar nicht wieder nach Hause fliegen wollte.
Als ich auf das Flugzeug gewartet habe und vor dem Fenster der Abflughalle ein Flugzeug der Quantas stand, das schön bunt angemalt war, da waren in mir schon gemischte Gefühle am Werk. Wer weiß schon, was einen erwartet. Und einfach sagen: "Ich will jetzt nach Hause", das ist nicht drin, wenn 20.000 Kilometer dazwischen liegen.
Aber das Gute ist, der Flug dauert sehr lange und im Flieger ist der Ablauf relativ standardisiert. Da hat man lange Gelegenheit, sich wieder abzuregen. Und so war es auch kein großes Problem, über Osteuropa und den Himalaya bis nach Malaysia zu fliegen. Dort wurde das Flugzeug gereinigt und das bescherte mir drei Stunden Wartezeit am internationalen Flughafen in Kuala Lumpur. Es gibt wahrlich schöneres, als an einem Flughafen warten zu müssen. Man kann ihn nicht verlassen, weil man ja nur drei Stunden hat. Man kann aber vor allem auch nicht gut schlafen, weil man einerseits auf den Weiterflug wartet und den andererseits auch nicht verpassen möchte, obwohl ich schon sehr müde war, nach 12 Stunden in der Luft und einer etwas unangenehmen Landung. Aber schließlich ging es weiter und ich war wieder im Flugzeug. Das mittlerweile vertraut gewordene Unterhaltungsprogramm, wurde zum wiederholten Male aufgerufen und über eine Nintendo Spielekonsole Autorennen oder sonst was gespielt oder ein Film angeschaut und schließlich waren auch die weiteren 8 Stunden verstrichen. Der Pilot kündigte an, dass der Flughafen von Sydney direkt voraus ist und man demnächst zur Landung ansetzen würde und ich erhielt einen ersten Eindruck von meiner neuen Heimat für sieben viel zu kurze Monate.
Von oben auf Sydney herunter zu blicken, ist schon überwältigend. Die Harbour Bridge, wunderbar beleuchtet, direkt unter uns ebenso strahlend in der Dunkelheit wie das Opernhaus und einige andere Örtlichkeiten, die ich damals noch nicht kannte, aber kennen lernen sollte, wie zum Beispiel Darling Harbour oder den Taronga Zoo. Und man sitzt im Flugzeug über der Stadt und kommt sich irgendwie vor wie in einem Traum.
Aus dem bin ich dann erwacht, als das Flugzeug auf dem internationalen Flughafen niederging. Daran, wie ich meinen Koffer holen ging, kann ich mich kaum noch erinnern. Aber als ich dann durch das Gate gegangen bin und dort meine künftigen Kollegen gewartet haben, das weiß ich noch sehr genau.
Nur einen der Kollegen kannte ich bereits aus Deutschland. Simon Frech hatte mich eingestellt und jetzt war er in Australien und holte mich zusammen mit dem Managing Director der damaligen Vossloh Schwabe Australia ab.Und so lernte ich auch Corey Gray kennen. Gemeinsam gingen wir dann was essen, obwohl ich schon ziemlich müde war, aber meine erste Mahlzeit auf australischem Boden war trotzdem etwas besonderes. Und dann sind wir in die Firma gefahren. Das Werk stand damals in Castle Rock, unser Hotel, Heimat der ersten zwei Wochen, stand hingegen in Pennant Hills, in direkter Nachbarschaft. Und nachdem wir einen weiteren neuen Kollegen abgeholt hatten, mit dem wir dann noch ein Feierabendbier im örtlichen Pub getrunken haben, ging es direkt in das Hotel und meine erste Nacht in Australien erwartete mich.
Zu dem Zeitpunkt war ich aber schon so müde, dass es mir irgendwie egal war. Ich wollte nur noch schlafen ...